Der deutsche Gesetzgeber hat auch in 2020 wieder sehr umfangreiche Zusatzausgaben bei den Gesetzlichen Krankenkassen beschlossen. Gleichzeitig wurde ihnen geradezu handstreichartig ein Großteil ihrer Rücklagen für schlechte Zeiten weggenommen. Doch die Hoffnung, damit im Wahljahr starke Beitragserhöhungen zu vermeiden, war vergebens. Wir sehen nun die bislang aufgeschobenen Beitragssteigerungen sehr deutlich.
Die Folge ist, dass zum Jahreswechsel 2020/2021 insgesamt 40 Krankenkassen ihre Beiträge – teils deutlich – erhöhen und zwei Fusionen zu vermelden sind. Hier der Überblick von den Krankenkassen-Spezialisten des Online-Informationsportal www.gesetzlichekrankenkassen.de:
Fusionen und Umbenennung
Zum Jahreswechsel 2020/2021 gab es nur zwei Fusionen und eine Umbenennung:
- Die actimonda Krankenkasse (bundesweit geöffnet) ist in der BIG direkt gesund aufgegangen. Für die Versicherten der actimonda Krankenkasse hat sich der Zusatzbeitrag von 1,4% auf 1,3% damit leicht verringert.
- Die atlas BKK Ahlmann (nur regional in neun Bundesländern geöffnet) ist in der bundesweit geöffneten Schwenninger Krankenkasse aufgegangen, die sich gleichzeitig in vivida BKK umbenannt hat. Für die Versicherten der atlas BKK Ahlmann hat sich der Zusatzbeitrag von 1,7% auf 1,3% damit deutlich verringert.
Beitragssatzänderungen
Von den 103 am 01.01.2021 existierenden Gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland haben
- 2 Kassen ihren Zusatzbeitrag gesenkt,
- 60 Kassen ihren Zusatzbeitrag unverändert gelassen und
- 40 Kassen ihren Zusatzbeitrag erhöht.
Eine weitere Krankenkasse erhebt aufgrund der Besonderheit ihrer Versicherten die Beiträge auf anderer Basis und kann daher hier nicht berücksichtigt werden. Derzeit gibt es keine Krankenkasse mehr, die gar keinen Zusatzbeitrag erhebt.
Die Senkungen liegen bei 0,4 und 0,5 Prozentpunkten: Die betriebsbezogene BKK Karl Meyer hat ihren Zusatzbeitrag im Jahr 2020 unterjährig wegen der Corona-Pandemie deutlich erhöht und senkt ihn nun um 0,4%-Punkte, was aber weniger ist als die vorherige und nur als temporär angekündigte Erhöhung. Die nur in Bayern, Hessen und Niedersachsen regional geöffnete BKK Herkules senkt von hohem Niveau kommend um 0,5%-Punkte.
40 Krankenkassen haben ihren Beitragssatz zum Jahreswechsel erhöht. Die Erhöhungen liegen fast alle zwischen 0,1 und 0,6 Prozentpunkten, lediglich die BKK Akzo Nobel Bayern geht mit 0,8%-Punkten darüber hinaus.
Insgesamt am 01.01.2021: 103 Gesetzlichen Krankenkassen
Kassen mit Beitragssenkung: 2 Krankenkassen
Kassen mit unverändertem Beitrag: 60 Krankenkassen
Kassen mit Beitragserhöhung: 40 Krankenkassen
Davon sind die zwei Kassen mit Senkungen:
– BKK Herkules (regional) mit -0,50%-Punkten auf nunmehr 1,70% Zusatzbeitrag
– BKK Karl Meyer (betriebsbezogen) mit -0,40%-Punkten auf nunmehr 1,50% Zusatzbeitrag
Die sieben Kassen mit den stärksten Erhöhungen sind:
– BKK Akzo Nobel Bayern (regional) mit +0,80%-Punkten auf nunmehr 1,30% Zusatzbeitrag
– AOK Nordost (regional) mit +0,60%-Punkten auf nunmehr 1,50% Zusatzbeitrag
– AOK Plus (regional) mit +0,60%-Punkten auf nunmehr 1,20% Zusatzbeitrag
– AOK Sachsen-Anhalt (regional) mit +0,60%-Punkten auf nunmehr 0,60% Zusatzbeitrag
– AOK Bremen/Bremerhaven (regional) mit +0,60%-Punkten auf nunmehr 1,30% Zusatzbeitrag
– BKK Freudenberg mit +0,60%-Punkten auf nunmehr 1,30% Zusatzbeitrag
– BKK VerbundPlus mit +0,60%-Punkten auf nunmehr 1,10% Zusatzbeitrag
Die fünf günstigsten Krankenkassen Deutschlands sind nun:
– 0,20% Zusatzbeitrag (Gesamtbeitrag 14,80%): BKK Würth (nur betriebsbezogen wählbar)
– 0,35% Zusatzbeitrag (Gesamtbeitrag 14,95%): BKK Euregio in Hamburg und NRW
– 0,39% Zusatzbeitrag (Gesamtbeitrag 14,99%): hkk Krankenkasse für alle Bundesländer
– 0,40% Zusatzbeitrag (Gesamtbeitrag 15,00%): BKK Pfaff in Rheinland-Pfalz
– 0,44% Zusatzbeitrag (Gesamtbeitrag 15,04%): BKK firmus für alle Bundesländer
Die fünf teuersten Krankenkassen Deutschlands sind nun:
– 2,70% Zusatzbeitrag (Gesamtbeitrag 17,30%): BKK Stadt Augsburg (nur betriebsbezogen)
– 1,90% Zusatzbeitrag (Gesamtbeitrag 16,50%): BKK Technoform (in 4 Bundesländern)
– 1,80% Zusatzbeitrag (Gesamtbeitrag 16,40%): BKK ZF & Partner (in 14 Bundesländern)
– 1,70% Zusatzbeitrag (Gesamtbeitrag 16,30%): BKK Herkules (in 3 Bundesländern)
– 1,70% Zusatzbeitrag (Gesamtbeitrag 16,30%): SKD BKK (in 11 Bundesländern)
Thomas Adolph, Geschäftsführer der Kassensuche GmbH als Betreiber des bekannten Online-Portals www.gesetzlichekrankenkassen.de sieht sich auch dieses Mal wieder in seiner Einschätzung des Vorjahres bestätigt. Dort hatte er nur von aufgeschobenen Beitragserhöhungen gesprochen, die nunmehr auf breiter Basis eingetreten sind. Denn es sind auch Kassen mit besonders vielen Mitgliedern betroffen, so u.a. die TK – Techniker Krankenkasse mit +0,50%-Punkten Steigerung, die meisten AOKn, die Knappschaft, die BARMER oder die IKK classic mit jeweils unterschiedlichen Erhöhungen.
Insgesamt sind über 37 Mio. der etwas mehr als 56 Mio. Mitglieder der deutschen gesetzlichen Krankenkassen von den Beitragserhöhungen betroffen!
Gerade angesichts der teils deutlich gestiegenen Beiträge sollten alle Versicherten unbedingt prüfen, ob neben dem Beitrag auch das Leistungsspektrum ihrer Krankenkasse passend ist – und umfassende freiwillige Mehrleistungen der Kasse sind oft deutlich mehr wert als kleine Differenzen beim Zusatzbeitrag.
Über die kostenfreie interaktive Kassensuche www.kassensuche.de kann jeder hier ganz nach seinen individuellen Anforderungen die für sich richtige Krankenkasse finden und risikolos zu dieser wechseln.
(kassensuche.de)
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