Im Vergleich von 39 Altersvorsorgesystemen weltweit belegt Deutschland in der Gesamtbewertung Rang 11 (67.3 Punkte) und konnte sich somit erneut verbessern. Im Index erreichen die Niederlande und Dänemark A-Noten (82.6 und 81.4 Punkte) und sind damit wie schon in 2019 Spitzenreiter im Ranking.
Die weitreichenden wirtschaftlichen Auswirkungen von COVID-19 erhöhen die finanzielle Belastung, der alle Rentensysteme und somit indirekt natürlich auch Unternehmen, Mitarbeiter und Rentner jetzt und in Zukunft ausgesetzt sind. In Verbindung mit der höheren Lebenserwartung und dem steigenden Druck auf die öffentlichen Ressourcen zur Unterstützung der Gesundheit und des Wohlergehens der alternden Bevölkerung verschärft COVID-19 die Unsicherheit nicht nur im Rentenalter. Dies sind die Ergebnisse des Mercer CFA Institute Global Pension Index (MCGPI), der in diesem Jahr zum zwölften Mal erschienen ist und fast zwei Drittel der Weltbevölkerung abdeckt. In diesem Jahr wurden Belgien und Israel neu in den Index aufgenommen.
In der Gesamtbewertung liegt Deutschland bei 67.3 Punkten (2019: 66.1 Punkte) und hat sich damit – trotz der gestiegenen Anzahl der teilnehmenden Länder – um zwei Plätze im Ranking verbessert. Beim Sub-Index Angemessenheit erreicht Deutschland 78.8 Punkte (2019: 78.3 Punkte) und beim Faktor Integrität hervorragende 81.4 Punkte (2019: 76.4 Punkte), beim Faktor Nachhaltigkeit allerdings nur 44.1 Punkte (2019: 44.9 Punkte). „Die diesjährige Studie zeigt erneut, dass das Altersvorsorgesystem in Deutschland insgesamt recht positiv bewertet wird und wir uns insbesondere in den Bereichen Angemessenheit und Integrität in den letzten Jahren kontinuierlich verbessern konnten. Hier liegen wir im internationalen Vergleich recht weit vorne. Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit besteht allerdings immer noch Nachholbedarf“, erklärt Norman Dräger, CEO Mercer Deutschland. „Ohne die schon fast philosophisch anmutende Debatte zum Thema Kapitaldeckung unserer gesetzlichen Rente aufgreifen zu wollen, sind wir aber nach wie vor der Ansicht, dass unser bewährtes Rentensystem gestärkt werden muss. Dies kann zum Beispiel mit einer höheren Ausfinanzierung der betrieblichen Altersversorgung und vor allem einer stärkeren Verbreitung von Betriebsrenten einhergehen, denn nur so kann gewährleitstet werden, dass auch in Zukunft das System finanzierbar bleibt. Dies ist in meinen Augen ein wichtiger Bestandteil unserer Generationengerechtigkeit“, so Norman Dreger.
Weitere Empfehlungen, die sich aus den Studienergebnissen für Deutschland ergeben:
– Ergänzung des umlagefinanzierten Systems durch kapitalgedeckte Modelle
– Anhebung der Mindestrente für Rentner mit niedrigem Einkommen
– Erhöhung der Teilnahmequoten in der betrieblichen Altersversorgung
„Deutschland hat sich mit dem 11. Platz im Gesamtranking gegenüber dem Vorjahr leicht verbessert. Allerdings hat Deutschland bei Fragen nach der betrieblichen Altersversorgung und Formen kapital-gedeckter Zusatzversorgung noch erhebliches Aufholpotenzial. Ebenso wird mit Inkrafttreten der Grundrente Anfang des nächsten Jahres die Diskussion um Mindestrenten für Geringverdiener auf der Agenda bleiben,“ erläutert Martin Hermann, Pension Expert, CFA Society Germany.
Die Auswirkungen von COVID-19 auf die Zukunft der Rentensysteme
Laut Dr. David Knox, Senior Partner bei Mercer und Hauptverfasser der Studie, verschärft COVID-19 die Unsicherheit in Bezug auf die Entwicklung der Rentensysteme. „Die durch die weltweite Gesundheitskrise verursachte wirtschaftliche Rezession hat in den meisten Ländern zu geringeren Rentenbeiträgen, niedrigeren Anlagerenditen und einer höheren Staatsverschuldung geführt. Dies wird sich unweigerlich auf die künftigen Renten auswirken, was bedeutet, dass einige Menschen länger arbeiten müssen, während sich andere mit einem niedrigeren Lebensstandard im Ruhestand abfinden müssen.“
Die gestiegene Staatsverschuldung in vielen Ländern dürfte die Fähigkeit künftiger Regierungen einschränken, ihre ältere Bevölkerung zu unterstützen, entweder durch Renten oder durch die Bereitstellung anderer Dienstleistungen wie Gesundheits- oder Altenpflege. Um die Auswirkungen von COVID-19 abzumildern, haben die Regierungen eine Vielzahl von Maßnahmen ergriffen, um ihre Bürgerinnen und Bürger sowie die Rentensysteme zu entlasten.
„Viele Regierungen auf der ganzen Welt haben auf COVID-19 mit beträchtlichen fiskalischen Anreizen reagiert und die Zentralbanken haben eine unkonventionelle Geldpolitik verfolgt“, erklärt Professor Deep Kapur, Direktor des Monash Centre for Financial Studies (MCFS). „Die Aussichten auf Renditen sind gedämpft, während die Volatilität erhöht ist. Dies kommt zu den normalen Herausforderungen des Risikomanagements in den Portfolios der Altersvorsorge hinzu. Darüber hinaus haben einige Regierungen vorübergehend Zugang zu angesparten Pensionen gewährt oder die Höhe der Pflichtbeitragssätze gesenkt, um die Liquiditätslage der Privathaushalte zu verbessern. Diese Entwicklungen werden wahrscheinlich erhebliche Auswirkungen auf die Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität der Rentensysteme haben und dadurch die Entwicklung des globalen Rentenindex in den kommenden Jahren beeinflussen“, so Kapur.
COVID-19 hat auch die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern bei der Altersversorgung verstärkt. „Schon bevor COVID-19 die Volkswirtschaften in der ganzen Welt durcheinanderbrachte, sahen sich viele Frauen mit weniger Ersparnissen im Ruhestand konfrontiert als Männer. Jetzt dürfte sich diese Kluft in vielen Rentensystemen weiter vergrößern, insbesondere in den am stärksten betroffenen Sektoren, in denen Frauen mehr als die Hälfte der Arbeitskräfte ausmachen, wie im beispielsweise im Gastgewerbe“, erklärt Dr. Knox.
Der Nachhaltigkeits-Subindex misst die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Rentensystem in der Lage sein wird, in Zukunft Rentenleistungen zu erbringen. Dieser Sub-Index zeigt weiterhin Schwächen in vielen Systemen auf. Aufgrund des negativen Wirtschaftswachstums, das in den meisten Volkswirtschaften aufgrund von COVID-19 zu verzeichnen war, ist die durchschnittliche Nachhaltigkeitsbewertung im Jahr 2020 um 1.2 Punkte gesunken.
Mercer CFA Institute Global Pension Index nach Zahlen
Die Niederlande erreichen den höchsten Indexwert (82.6) und haben ihre Spitzenposition in der Gesamtwertung ungeachtet der bedeutenden Rentenreformen, die in diesem Land durchgeführt wurden, beibehalten. Thailand hat den niedrigsten Indexwert (40.8).
Die höchsten Werte für die einzelnen Sub-Indizes haben die Niederlande für Angemessenheit (81.5), Dänemark für Nachhaltigkeit (82.6) und Finnland für Integrität (93.5). Die niedrigsten Werte erzielen Mexiko für Angemessenheit (36.5), Italien für Nachhaltigkeit (18.8) und die Philippinen für Integrität (34.8).
Über den Mercer CFA Institute Global Pension Index (MCGPI)
Früher als Melbourne Mercer Global Pension Index bekannt, vergleicht der MCGPI Rentensysteme auf der ganzen Welt, hebt die Mängel in jedem System hervor und schlägt mögliche Reformbereiche vor, die angemessenere und nachhaltigere Rentenleistungen ermöglichen.
Der globale Rentenindex ist ein gemeinschaftliches Forschungsprojekt, das vom CFA Institute, der globalen Vereinigung von Anlageexperten, in Zusammenarbeit mit dem Monash Centre for Financial Studies (MCFS) und Mercer gefördert wird.
Der MCGPI verwendet den gewichteten Durchschnitt der Sub-Indizes für Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität, um jedes Rentensystem anhand von mehr als 50 Indikatoren zu messen. Der MCGPI 2020 führt neue Fragen in Bezug auf die öffentlichen Ausgaben für Renten, ESG-Investitionen (Umwelt-, Sozial- und Governance-Investitionen) und die Unterstützung von Pflegekräften ein.
Über Mercer
Mercer setzt sich dafür ein, die Zukunft mutig und intelligent zu gestalten – durch die Transformation der Arbeitswelt, eine Verbesserung von Vorsorge- und Investmentlösungen sowie durch den Einsatz für Gesundheit und Wohlergehen. Mit mehr als 25.000 Mitarbeitern in 44 Ländern ist Mercer in über 130 Ländern tätig. Mercer ist ein Tochterunternehmen von Marsh & McLennan (NYSE: MMC), dem führenden globalen Anbieter von professionellen Dienstleistungen zu den Themen Risiko, Strategie und HR – mit einem Jahresumsatz von 17 Mrd. USD und 76.000 Mitarbeitern. Als Marktführer hilft Marsh & McLennan seinen Kunden, in einem immer dynamischeren und komplexeren Umfeld erfolgreich zu agieren. Zur Unternehmensgruppe gehören auch Marsh, Guy Carpenter und Oliver Wyman. Für weitere Informationen besuchen Sie uns auf www.mercer.de oder folgen Sie uns auf Twitter @Mercer_de.
(ots)
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