Verband kritisiert mangelndes Engagement von Sozialbehörde und Vertragspartnern
Zeitarbeit in der Pflege sorgt für steigende Kosten, belastet die Stammbelegschaften in den Einrichtungen und Diensten und verschärft den Fachkräftemangel. Die hamburgische Landesgruppe des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa) setzt sich erneut für klare Signale gegen Zeitarbeit in der Pflege ein und kritisiert die Untätigkeit der Sozialbehörde sowie der übrigen Vertragspartner: „Im Oktober letzten Jahres haben wir das Thema im Landespflegeausschuss angesprochen und vor den kritischen Auswirkungen der Zeitarbeit gewarnt. Unsere Stellungnahme wurde entgegengenommen. Jetzt ist Zeit zu handeln“, stellt die bpa-Landesvorsitzende Karin Kaiser klar. „Die Sozialbehörde und die übrigen Vertragspartner hatten sechs Monate Zeit, um klare Signale gegen Zeitarbeit zu setzen. Nach wie vor fließt unnötig viel Geld aus der Pflege ab – zulasten der Pflegebedürftigen, der öffentlichen Kassen und nicht zuletzt der Pflegenden.“
Schon die „Konzertierte Aktion Pflege“ der Bundesregierung hatte vor den Fehlentwicklungen durch Zeitarbeit gewarnt; seitdem verschärft sich das Problem weiter. In einer Befragung von bundesweit fast 700 bpa-Mitgliedsunternehmen gaben rund zwei Drittel an, zur Sicherung der pflegerischen Versorgung auf Zeitarbeitskräfte zurückgreifen zu müssen, weil sie keine Fachkräfte finden.
„Die Zeitarbeit ist jedoch keine Lösung, sondern das Problem. Sie bringt keine zusätzlichen Pflegenden in die Einrichtungen und Dienste“, erklärt Kaiser. Vielmehr würden Fachkräfte aus den Stammbelegschaften abgeworben und den Pflegeheimen und Pflegediensten anschließend zu mehr als den doppelten Kosten wieder angeboten. „Diese Kräfte picken die besten Arbeitszeiten heraus, die Stammbelegschaften müssen aber den Betrieb auch in den Randstunden und an den Wochenenden sichern. Gleichzeitig verdienen die Zeitarbeitsunternehmen hervorragend. Pflege und Betreuung brauchen Kontinuität statt organisiertem Personalwechsel.“
Der bpa wird sich auch in der nächsten Sitzung des Landespflegeausschusses am 26. Mai 2021 erneut für klare Signale gegen den Einsatz von Zeitarbeit einsetzen. Dazu müssen die Landesrahmenverträge zur pflegerischen Versorgung lediglich dahingehend ergänzt werden, dass der Einsatz von Zeitarbeit unterbleiben soll.
(bpa)
Dieser Artikel wurde 1,453 x gelesen