Wie Psyche und Herz zusammenspielen

Wie Psyche und Herz zusammenspielen

Einsamkeit, Depressionen oder belastende Arbeitsbedingungen können das Risiko für eine Herzerkrankung ähnlich stark erhöhen wie Rauchen oder ungesunde Ernährung. Umgekehrt kann ein krankes Herz Menschen in seelische Krisen stürzen. Wie sehr sich Herz und Seele gegenseitig beeinflussen, zeigt das Autorentrio Volker Köllner, Eike Langheim und Judit Kleinschmidt in dem Ratgeber „Mein Herz + meine Seele“ (TRIAS Verlag, Stuttgart. 2020).

Die Psychokardiologie befasst sich mit dem engen Zusammenspiel zwischen Psyche und Herz. Herzrhythmusstörungen können zum Beispiel bei Betroffenen zu großer Unsicherheit und einer Beeinträchtigung der Lebensqualität führen, auch wenn sie oft gut zu behandeln sind. Umgekehrt können Depressionen, Angsterkrankungen, schlechter Schlaf oder Stress dem Herzen zu schaffen machen. „Wenn wir über Erkrankungen am Herzen sprechen, dann muss gesagt werden, dass wir natürlich Krankheiten diagnostizieren und behandeln müssen. Wir müssen aber auch fragen, warum eine Erkrankung eigentlich entstanden ist und wie eine Behandlung des Menschen in seiner Gesamtheit, also auch mit Blick auf die Psyche, gestaltet werden kann“, so Dr. med. Volker Köllner.

Ein bekanntes Beispiel für diese starke gegenseitige Beeinflussung von Seele und Herz ist das „Broken-Heart-Syndrome“. Es tritt häufig im Zusammenhang mit einer akuten Erhöhung von Stresshormonen auf, wobei die auftretenden Symptome wie Atemnot und ein starkes Engegefühl im Brustkorb denen eines akuten Herzinfarkts gleichen. Auslöser ist häufig eine schwere emotionale Belastungssituation, wie etwa der Tod eines geliebten Menschen oder die Trennung vom Partner. „Nicht selten kommt es zu einer ausgedehnten Störung der herzspitzennahen Anteile der linken Herzkammer mit akuter Herzschwäche. Diese Veränderungen bilden sich jedoch häufig wieder zurück und es gibt keine Veränderungen an den Herzkranzgefäßen“, erläutert Dr. med. Eike Langheim. Er ergänzt: „Die Behandlung der Krankheit selbst ist genauso wichtig wie der Wille des Behandelten zur Stabilisierung der Herzerkrankung und wie die Stabilisierung des psychischen Befindens. In der Psychokardiologie setzen wir daher auf interdisziplinäre Behandlungsverfahren.“ Je nach Situation helfen eine Psychotherapie oder die Anwendung von Entspannungsmethoden, damit es dem Herzen wieder besser geht. Auch die Behandlung durch Medikamente und regelmäßige – individuell auf die Krankheit abgestimmte – sportliche Betätigung helfen Betroffenen, sich wieder besser zu fühlen.

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Die Autoren:

Die drei Autoren arbeiten gemeinsam im Reha-Zentrum Seehof der Deutschen Rentenversicherung Bund in Teltow an der südlichen Berliner Stadtgrenze. Prof. Dr. med. Volker Köllner ist Leiter der Forschungsgruppe Psychosomatische Rehabilitation an der Charité – Universitätsmedizin Berlin und seit 2015 Chefarzt der Abteilung Verhaltenstherapie und Psychosomatik. Im Reha-Zentrum ist er als ärztlicher Direktor tätig. Gemeinsam mit Prof. Dr. med. Eike Langheim leitet er dort die Abteilung für Psychokardiologie, in der Menschen mit Herzkrankheiten und seelischen Erkrankungen interdisziplinär behandelt werden. Langheim ist Chefarzt der Abteilung Kardiologie des Reha-Zentrums. Sein Schwerpunkt liegt auf kardiologischer Rehabilitation bei Erkrankungen der Herzkranzgefäße, bei Herzrhythmusstörungen und bei Herzschwäche sowie nach Herztransplantation. Judit Kleinschmidt ist Sport- und Bewegungstherapeutin (DVGS) und hat das Konzept der Bewegungstherapie in diesem Bereich dort mit entwickelt. Sie leitet seit über zehn Jahren ambulante Herzsportgruppen und hat zudem auch Erfahrung mit Gruppen für COPD-Patienten und für Patientinnen mit Brustkrebs.

(thieme.de)

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