Stetig auftretende, unkontrollierbare Durchfälle nach dem Essen werden meist auf eine Unverträglichkeit von Fett in den Nahrungsmitteln zurückgeführt – insbesondere dann, wenn die Beschwerden nach üppigen und stark fetthaltigen Mahlzeiten stärker werden oder sich beim Weglassen von Pommes und Co. bessern. „Wenn gängige Hausmittel nicht gegen die quälenden Beschwerden helfen, entwickeln viele Betroffene mit der Zeit eine regelrechte Angst vor Nahrungsfett, die darin mündet, dass sie Fett gänzlich meiden“, erläutert die Oecotrophologin Dr. rer. nat. Melanie Ferschke aus Selters. „Ein Verzicht auf Fett ist jedoch schädlich, denn es erfüllt viele wichtige Funktionen im Körper.“ Etwa 10 Prozent der Magen-Darm-Beschwerden sind zudem gar nicht auf eine Unverträglichkeit, sondern auf einen Mangel an Verdauungsenzymen der Bauchspeicheldrüse zurückzuführen. Bei dieser exokrinen Pankreasinsuffizienz (EPI) kann hauptsächlich das Nahrungsfett nicht verdaut werden und wird wieder ausgeschieden. Zu erkennen ist dies an dem lehmfarbenen, schaumigen, glänzenden, und stechend scharf riechenden Durchfall, dem sogenannten Fettstuhl. Doch die Ernährungsberaterin kann Entwarnung geben: „Die fehlenden Verdauungsenzyme können dem Körper ganz einfach bei den Mahlzeiten zugeführt werden. Beschwerden, Einschränkungen bei der Ernährung und der Lebensqualität müssen von EPI-Patienten nicht hingenommen werden.“ Zur Behandlung können Arzneimittel mit Verdauungsenzymen aus der Bauchspeicheldrüse von Schweinen (Pankreatin) oder aus Reispilzen (Rizoenzyme) eingesetzt werden. Die vegetarischen Rizoenzyme seien oft die Wahl für Menschen, die keine Arzneimittel mit tierischen Wirkstoffen einnehmen möchten.
Der Verzicht auf Fett ist keine gute Lösung
Wenn über Monate und Jahre nach jedem fetthaltigen Essen Blähungen und Durchfälle auftreten, haben die Betroffenen einen sehr hohen Leidensdruck. Sie trauen sich nur noch unter Menschen, wenn sie wissen, dass eine Toilette vor Ort ist. Starke kolikartige Schmerzen führen mitunter dazu, dass tägliche Arbeiten nicht mehr verrichtet werden können. „In ihrer Not denken die meisten Betroffenen an eine Unverträglichkeit und lassen zunächst das entsprechende Lebensmittel weg, später auch sichtbares Nahrungsfett wie Butter und Öle. Zudem weichen sie gerne auf fettreduzierte Lebensmittel aus. Manche würden am liebsten ganz auf Fett verzichten“, weiß Ferschke aus ihrer langjährigen Tätigkeit als Ernährungstherapeutin zu berichten.
Fett aber ist nicht nur ein Energielieferant, es wird unter anderem auch zur Erhaltung der Körpertemperatur, zum Schutz der inneren Organe, zum Aufbau der Zellwände und für den Hormonstoffwechsel benötigt. Bei einer Verbannung des Fetts vom Speiseplan fehlen dem Köper auch essentielle Fettsäuren, die er nicht selbst herstellen kann. Zudem kann er die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K, die unter anderem Zähne und Knochen stärken und die Wundheilung unterstützen, nicht nutzen. „Außerdem wird bei einem Fettverzicht in der Regel auch zu wenig Eiweiß aufgenommen, da dies in vielen Nahrungsmitteln an Fett gekoppelt ist“, gibt Ferschke zu bedenken. Das fehlt dem Körper dann beim Aufbau der Muskulatur und vielen Stoffwechselvorgängen. Zudem werden die Betroffenen wegen des fehlenden Eiweiß nicht richtig satt. „Im Glauben, dass sie diese wenigstens gut vertragen, ernähren sich die Betroffenen einseitig mit Kohlenhydraten. Bei dieser sogenannten „Kohlenhydratmast“, nehmen sie zwar an Gewicht zu, sind aber trotzdem kraft- und energielos sowie ständig müde“, erklärt die Ernährungsberaterin.
Exokrine Pankreasinsuffizienz als Auslöser selten beachtet
„Die befürchtete Unverträglichkeit bestätigt sich oft nicht“, berichtet Ferschke. „Dass die Beschwerden aber auch durch eine exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI) ausgelöst werden können, wissen die Wenigsten“. Dabei kann sie jeder an den etwa 30 Minuten nach dem Essen auftretenden Durchfällen, Blähungen, gürtelförmigen Oberbauchschmerzen und dem typischen Fettstuhl selbst erkennen. Besonders häufig tritt sie bei Diabetikern, im höheren Lebensalter, starken Rauchern, Menschen mit Zöliakie/Sprue oder starkem Übergewicht auf. Der Verdacht kann beim Therapeuten mit einem einfachen Labortest auf den Marker Pankreas-Elastase 1 bestätigt werden. „Doch weil ihnen die Beschwerden peinlich sind, gehen die Betroffenen erst viel zu spät zum Therapeuten oder Ernährungsberater“, bedauert Ferschke.
Individuell angepasste Behandlung mit Verdauungsenzymen
Eine EPI kann mit Verdauungsenzymen gut behandelt werden. Lipase, Amylase und Protease aus Schweinepankreas oder Reispilzen können die Aufgaben der Verdauungsenzyme der Bauchspeicheldrüse übernehmen und Fette, Kohlenhydrate und Eiweiße spalten. Ein Verzicht auf Fett ist somit gar nicht notwendig. „Wichtig ist, dass die Enzyme zu allen fetthaltigen Haupt- und Zwischenmahlzeiten aber auch milch- und somit fetthaltigen Getränken, wie Latte Macchiato, eingenommen werden, und zwar über die Mahlzeiten verteilt“, so die Ernährungsberaterin. „Die Enzymmenge sollte dabei auf das Essen abgestimmt werden und nicht umgekehrt“, gibt sie zu bedenken. „Eine fixe vorgeschriebene Enzymmenge gibt es nicht. Jeder Patient braucht individuell verschiedene Enzymmengen für die gleichen Mahlzeiten. Jeder muss für sich ausprobieren, ob die empfohlene Enzymmenge ausreicht. Hilfreich ist dabei ein Tagebuch, in dem die Patienten notieren, was sie gegessen und wie viele Enzyme sie eingenommen haben und wie die Beschwerden nach dem Essen waren, ähnlich wie bei einem Diabetiker, der Insulin spritzen muss“, lautet der Tipp der Ernährungsberaterin. So können Enttäuschungen vermieden werden, wenn die Symptome erst noch bestehen bleiben. „Wenn man über viele Jahre schlechte Erfahrung mit dem Essen gemacht hat, fällt das Ausprobieren schwer“, weiß Ferschke. Wenn das Medikament aber den Bedürfnissen der Patienten entgegenkommt, so kann sich das förderlich auf die Akzeptanz und den Erfolg der Behandlung auswirken. Das Arzneimittel NORTASE® beispielsweise enthält vegetarische Verdauungsenzyme aus Reispilzen, die in einer gelatinefreien und dazu noch kleinen Cellulose-Kapsel angeboten werden und so den Menschen entgegenkommt, die bestimmte tierische Wirk- und Inhaltsstoffe, die in anderen Enzympräparaten zur Behandlung der EPI vorhanden sind, ablehnen oder Schluckbeschwerden haben.
(ots)
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