Versandapotheken kapern Tele-Ärzte

Versandapotheken kapern Tele-Ärzte

Wer Arzneimittel verschreibt, soll nicht an ihrem Verkauf verdienen – aus diesem Grund sind die Tätigkeiten von Ärzten und Apothekern in Deutschland strikt getrennt. Doch wie der Branchendienst APOTHEKE ADHOC berichtet, schicken sich die beiden führenden Versandapotheken an, diese Trennung auszuhebeln. Sie beteiligen sich an Anbietern von Video-Sprechstunden oder kaufen sie ganz. Gesundheitsminister Jens Spahn schaut zu.

Im Sommer hatte Zur Rose das Unternehmen Teleclinic von mehreren Investoren gekauft. 43,5 Millionen Euro zahlte der DocMorris-Mutterkonzern für das Start-up. Die Idee dahinter: Video-Sprechstunden sollen ein „strategisch wichtiger Baustein“ im hauseigenen Gesundheitsökosystem werden. Heißt: Über die Plattform sollen sich Patienten auch telemedizinisch behandeln lassen können. Zur Rose rechnet damit, dass bei der Hälfte der Konsultationen eRezepte ausgestellt werden.

Nun gibt es auch beim Konkurrenten Shop-Apotheke eine indirekte Verbindung. Gründer und Großaktionär Michael Köhler sowie Aufsichtsratschef Jan Pyttel steigen mit insgesamt knapp 7 Prozent bei Zava ein. Ihr Unternehmen schickt bereits seit März Rezepte an Shop-Apotheke.

Bereits der erste Deal hatte die Politik auf den Plan gerufen: Die Frage steht im Raum, inwiefern die klassische Trennung der Heilberufe durch diese Art von Kooperation unterlaufen wird. Konkret: Wird das Zuweisungsverbot auf diese Weise ausgehebelt? Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erklärte auf Nachfrage von Gesundheitspolitikern der Koalition, eine weitere Verschärfung der Regelungen, die die freie Apothekenwahl gewährleisten sollen, sei „derzeit nicht zwingend notwendig“. „Die weiteren Entwicklungen im Apothekenmarkt sind zu beobachten.“

(APOTHEKE ADHOC / ots)

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