Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehört die Osteoporose zu den zehn häufigsten chronischen Erkrankungen. In Deutschland sind Schätzungen zufolge rund 6,3 Millionen Menschen betroffen.[1] „In unserer älter werdenden Gesellschaft wird das Thema Osteoporose immer wichtiger. Jede und jeder Erkrankte trägt das Risiko von Knochenbrüchen. Knochenbrüche sind mit Schmerzen verbunden und oft mit Einbußen an Beweglichkeit und Lebensqualität. Die Folgen sind nicht nur für unser Gesundheitssystem relevant. Sie bedeuten vor allem für die Betroffenen großes Leid. Die Erkrankung rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln, das ist daher das A und O“, betonte Sabine Weiss, MdB und Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit bei ihrer Rede als Schirmherrin der Eröffnungsveranstaltung der Kampagne KNOCHEN.STARK.MACHER. des Aktionsbündnisses Osteoporose.
Alexander Krauß, MdB und Mitglied des Gesundheitsausschusses unterstrich als Schirmherr der Veranstaltung die Bedeutung einer besseren Vernetzung zwischen Klinik und ambulanter Praxis für die Prävention und Behandlung der Osteoporose. Verbesserungen beim nahtlosen Übergang der Patientinnen und Patienten von der Behandlung in der Klinik in die Betreuung beim Hausarzt forderte auch Professor Dr. med. Andreas Kurth, Erster Vorsitzender des Vorstands des Dachverbands Osteologie e. V. (DVO), der die wissenschaftliche Schirmherrschaft der Kampagne übernommen hat. „Bei einer adäquaten Therapie würde die Hälfte der Patienten nicht bei uns in der Klinik liegen“, unterstrich Kurth die Bedeutung einer frühzeitigen Diagnose und angemessenen Behandlung der Osteoporose.
Verkannte Erkrankung
Osteoporose beginnt oft schleichend. Bereits ab einem Alter von 35 bis 40 Jahren kann sich unbemerkt jedes Jahr bis zu ein Prozent der Muskel- und Knochenmasse abbauen.[2] Diesem Verlust können körperliche Aktivität und eine gesunde Ernährung mit ausreichend Kalzium und Vitamin D entgegenwirken. „Auch als ehemalige Leistungssportlerin habe ich manchmal Rückenschmerzen. Wenn man im Alter selbstbestimmt leben möchte, muss man frühzeitig aktiv werden und mit dem Arzt sprechen, vor allem, wenn es bereits Osteoporose-Fälle in der Familie gibt“, sagt Heike Henkel, Olympiasiegerin im Hochsprung, und neben der Moderatorin Frauke Ludowig Botschafterin der Kampagne KNOCHEN.STARK.MACHER. Neben Rückenschmerzen gehört zu den Anzeichen für eine Osteoporose auch der Verlust an Körpergröße. „Bei über 60-Jährigen kann sich hinter anhaltenden Rückenschmerzen ein unerkannter Knochenbruch verbergen. Daher sollten andauernde Schmerzen ein Anlass zum Arztbesuch sein“, mahnte Kurth in der von Frauke Ludowig moderierten Podiumsdiskussion. „Auch ein Nachlassen der Muskelkraft im Alter kann ein Hinweis auf ein Osteoporose-Risiko sein“, ergänzte Prof. Dr. med. Hans-Christof Schober, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Osteologie e. V. (DGO). „Patienten kommen, wenn sie Schmerzen haben“, stimmt Dr. med. Johannes Flechtenmacher, Präsident des Berufsverbandes Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) zu. „Aber dann kommen wir zu spät, denn die Krankheit ist schon seit Jahren aktiv. Die Behandlung müsste früher ansetzen, doch wir haben in Deutschland kein Screening-Programm.“ Den verzögerten Behandlungsbeginn bemängelt auch Prof. Dr. med. Wolfgang Böcker, Leiter der Arbeitsgruppe Osteologie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU): „Die Primärprophylaxe und die Diagnose finden nicht statt. Wir sehen die Patienten dann mit einem Knochenbruch in der Klinik. Allerdings wissen die meisten nicht, was die Ursache für den Knochenbruch ist. Bei einer Befragung unter unseren Patienten wussten 90 Prozent nicht, dass sie eine Osteoporose haben!“
Osteoporose ist kein Schicksal
Heute sei das Verständnis dafür, was bei Osteoporose im Knochen geschieht, viel detaillierter als noch vor einigen Jahren, erklärte Dr. med. Stefan Kropff, Executive Medical Director der Amgen GmbH. „Viele engagieren sich für die Therapie der Krankheit. Aber die Therapien, die da sind, werden zu wenig genutzt. Damit sich das ändert, darf die Osteoporose bei älteren Menschen, vor allem Frauen, nicht länger als schicksalhaft angesehen werden“, so Kropff. Einen Wandel beim Blick auf die Osteoporose wünschte sich auch Dr. med. Vanessa Conin-Ohnsorge, Ehrenvorsitzende und Gründungsmitglied der Healthcare Frauen e. V.: „Osteoporose ist keine Krankheit alter Frauen. Um das bekannt zu machen, braucht es eine breit angelegte Aufklärung in der Bevölkerung, aber auch bei Allgemeinmedizinern und hausärztlich tätigen Ärzten“, so Conin-Ohnsorge. „Um das Ziel zu erreichen, mehr Bewusstsein für die Osteoporose in der Bevölkerung, bei Ärzten und in der Politik zu schaffen, müssen viele Akteure zusammenarbeiten, wie jetzt beim Aktionsbündnis Osteoporose“ unterstreicht Dr. Thorsten Freikamp vom Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e. V. (BfO), der rund 15.000 Betroffene in Deutschland betreut.
(ots)
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