Pilotprojekt „Real Lab“: Technik und Digitalisierung im Haus der Pflege St. Konrad

Pilotprojekt „Real Lab“: Technik und Digitalisierung im Haus der Pflege St. Konrad

Wie können technische Assistenzsysteme und digitale Vernetzung in der Pflege eine sinnvolle Anwendung finden? Das ist die Ausgangsfrage des Pilotprojekts „Real Lab“ im Haus der Pflege St. Konrad. „Real Lab“ ist die Abkürzung für Reallabor. Es soll unter reellen Bedingungen getestet werden, wie Technik und Digitalisierung in der Praxis des Pflegealltags zum Einsatz kommen können.

Entlastung für Pflegekräfte

Technische Assistenzsysteme und digitale Produkte sollen Pflegekräfte entlasten. Es geht darum, die teilweise sehr angespannte Personalsituation in der Pflege in den Blick zu nehmen. Wie können Technik und Digitalisierung sinnvoll unterstützen, so dass den Pflegekräften mehr Zeit für persönliche und individuelle Pflege bleibt? Dr. Markus Nachbaur, Vorstand der Stiftung Liebenau, sieht genau dahingehend einen großen Bedarf und eine große Notwendigkeit: „Uns ist es wichtig, dass die digitale Transformation auch in den Sozialbereich gelingt und vorangetrieben wird.“

Sicherheit für Gepflegte, perspektivisch auch in häuslichem Umfeld

Gleichzeitig steht im Fokus, über verschiedene technische und innovative Systeme bei Menschen mit Pflegebedarf ein hohes Maß an Sicherheit, Selbstständigkeit und Autonomie zu erreichen und zu erhalten. Perspektivisch soll die Technik des „Real Lab“ auch in der Häuslichkeit, mit Blick auf das Quartier, zum Einsatz kommen. „Der Einsatz von neuen Technologien ist eine wesentliche Zukunftsstrategie, die Chancen älterer Menschen für einen dauerhaften Verbleib auch in der eigenen Häuslichkeit zu erhöhen und Angehörige wie auch Pflegende zu entlasten“, so Dr. Alexander Lahl, Geschäftsführer der Pflegegesellschaften der Stiftung Liebenau.

Attraktivität des Berufsfeldes

Mit einer Implementierung soll eine Reduktion der Stress- und Belastungssituation der Pflege- und Betreuungskräfte erreicht werden. Ein stressreduzierter, moderner und innovativer Arbeitsplatz trägt, so die Intention, zur Attraktivitätssteigerung des Pflegeberufes bei. Ralf Köhnlein, Koordinator für gesundheitspolitische Kooperationen der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) erklärt somit die Beteiligung am Projekt: „Digitaler und demografischer Wandel beeinflussen auch sicheres und gesundes Arbeiten in vielfacher Hinsicht. Die BGW hat verständlicherweise Interesse daran, die Chancen und Risiken des Einsatzes neuer intelligenter Technologien auch für die Prävention der Mitarbeitenden in der Pflege nicht nur einzuschätzen, sondern auch mitgestalten zu können.“

Mehr Beiträge zum Thema:  TransCare: So sichern die Pflegekräfte eine professionelle Bewohnerversorgung in Pflegeheimen

Grenzen, Ethik und Datenschutz

Mit dem Projekt soll genau geprüft werden, wieviel Technik verträglich ist. Wo sind Grenzen? Beispielsweise müssen Datenschutzrechte eingehalten werden. Ganz klar ist, Technik soll entlasten, ergänzen und unterstützen, aber nicht Zuwendung und Pflege ersetzen. Die Stiftung Liebenau möchte nicht willkürlich und blind technische Systeme und Angebote übernehmen und einsetzen, sondern selbst herausfinden, testen, Erfahrungen sammeln, um dann richtige Entscheidungen zu treffen.

„Real Lab“-Kooperationen

Die Stiftung Liebenau arbeitet bei diesem Projekt mit der inHaus GmbH zusammen. Das Unternehmen ist seit 2005 im Bereich technische Assistenzsysteme in der Pflege aktiv und stellt die technische Ausstattung und das Knowhow. Zudem besteht eine Zusammenarbeit zum Thema Telemedizin mit dem Modelprojekt eVisit. Telemedizin ermöglicht den Austausch zwischen Patienten und Arzt via Video. Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) fördert das Projekt mit 45.000 Euro und übernimmt zudem die Kosten der Evaluation. Teil des Projekts ist auch die Erprobung eines technisch sehr hochwertig ausgestatteten Pflegebetts.

Aktueller Stand und Ausblick

Es geht um marktreife Technik, die in einer Echtsituation untereinander vernetzt werden soll. Enrico Löhrke, Geschäftsführender Gesellschafter der inHaus GmbH: „Nur sinnvoll und vor allem in den inhaltlichen Gesamtprozess eingebundene Technik kann zu mehr Selbstständigkeit und Entlastung führen.“ Die Assistenzsysteme kommen in 15 Bewohnerzimmern im Obergeschoss und in fünf Appartements des ServiceWohnens zum Einsatz. Die für die Schaffung der gewünschten Laborsituation erforderlichen Umbaumaßnahmen sind abgeschlossen und die benötigte Technik installiert. Das Pflegepersonal ist geschult und mit den neuen Systemen vertraut. Das Projekt ist auf drei Jahre angesetzt. Während dieser Zeit wird sowohl eine Wirtschaftlichkeitsprüfung als auch eine generelle Evaluation vorgenommen werden.

(stiftung-liebenau.de)

Dieser Artikel wurde 944 x gelesen

Das könnte Sie auch interessieren:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Stelleninserate Care ab 89€/mo