Corona: Pflegeberatung zieht erschütternde Zwischenbilanz

Johannes Haas, Geschäftsführer Verbund Pflegehilfe

Bild: Johannes Haas, Geschäftsführer Verbund Pflegehilfe – Bildrechte: VP Verbund Pflegehilfe Gesellschaft mit beschränkter Haftung

Noch immer kämpfen Pflegebedürftige und ihre Angehörigen wegen Covid-19 mit erschwerten Bedingungen. Die Pflegeberatung des Verbund Pflegehilfe zieht nun eine Zwischenbilanz – mit erschreckenden Ergebnissen.

Keine Lockerungen in Pflegeheimen, keine Impftermine für pflegende Angehörige und die Ablehnung von Corona-Sonderleistungen durch die Pflegekassen. Wo es in vielen Bereichen des Lebens, dank der fortschreitenden Impfungen, wieder leichter wird, ändert sich in der Altenpflege weiterhin wenig. Und das, obwohl Pflegebedürftige mittlerweile alle geimpft sein sollten.

Finanzielle Existenzängste treffen auf gnadenlose Pflegekassen

Die größten Probleme, die in der Beratung des Verbund Pflegehilfe täglich geschildert werden, sind finanzieller Natur. Die Corona-Pandemie hat die Arbeitssituation vieler Menschen ins Wanken gebracht. Zu dieser fragilen Ausgangssituation kommt die Härte verschiedener Pflegekassen bei der Beantragung von Pflegeleistungen, darunter auch Corona-Sonderleistungen.

Es häufen sich Berichte über Anträge, die mit fadenscheinigen Begründungen abgelehnt werden. Immer wieder beklagen sich Anrufer, dass die Erstattung von Pflegehilfsmitteln wie Mundschutze oder Desinfektionsmittel abgelehnt wurde, weil diese nur über Pflegedienste zu beziehen seien. „Alle Personen mit Pflegegrad haben das Recht auf Pflegehilfsmittel zum Verbrauch. Das ist völlig unabhängig davon, ob Sie einen Pflegedienst beschäftigen oder nicht“ betont Johannes Haas, Geschäftsführer des Verbund Pflegehilfe. „Leistungen unter diesem Vorwand abzulehnen ist nicht legitim“.

Auch von der Bundesregierung festgelegte Regelungen im Zuge der Corona-Pandemie, wie die flexiblere Verwendung von Entlastungsleistungen für zum Beispiel Nachbarschaftshilfen, werden von vielen Pflegekassen nicht anerkannt. Die vermeintlichen Hilfen laufen ins Leere.

„Die Psyche ist bei vielen am Ende“

Nicht nur bei den Sonderregelungen erweisen sich die Maßnahmen der Politik als wenig effektiv. Während teilweise die Priorisierung von Impfstoffen aufgehoben wird, hatten vielerorts pflegende Angehörige immer noch keine Möglichkeit, sich impfen zu lassen. Besonders aus Nordrhein-Westfalen, Berlin und Niedersachsen erhält der Verbund viele verzweifelte Anrufe zu dem Thema.

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Doch auch in den Heimen, wo Pflegebedürftige bereits geimpft sind, hat sich ihre Situation bisher nicht verändert. Flächendeckende Lockerungen in Pflegeheimen gibt es bisher nicht. Langanhaltende Isolation in Kombination mit den anhaltenden Existenzängsten nehmen kein Ende und hinterlassen Spuren.

„Die Psyche ist bei vielen am Ende, sie halten es nicht mehr aus. Wenn unsere Berater und Beraterinnen erzählen, dass sie am Telefon erfahren, dass sich die pflegebedürftige Person das Leben genommen hat – das bricht einem das Herz“ schildert Haas den Ernst der Lage. Berichte dieser Art haben in den letzten Monaten vernehmbar zugenommen.

Kommt die Besserung mit der Pflegereform?

Ein Ausblick auf Besserung fehlt derweil. Ob sich die Situation in absehbarer Zeit bessert, ist noch unklar. Die anhaltenden Diskussionen der Koalition um die, eigentlich für diesen Sommer geplante, Pflegereform nehmen Betroffenen die Hoffnung. Und selbst, wenn die Reform kommt, bleibt bei vielen die Frage offen: „Wird uns wirklich geholfen?“.

Verbund Pflegehilfe

Der Verbund Pflegehilfe berät seit 2008 Pflegebedürftige und deren Angehörige kostenlos zu den verschiedenen Angeboten für ein selbstbestimmtes Leben im Alter. Mit 130 Beraterinnen und Beratern und 600.000 Gesprächen allein im Jahr 2020 betreibt er die größte Pflegeberatung Deutschlands.

Pressekontakt:

Verbund Pflegehilfe
Inge-Reitz-Straße 5-7
55120 Mainz

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